Via Aare ins Dreiseen-Land

Die Kulisse rund um Bielersee, Murtensee und Neuenburgersee ist imposant. Auf der einen Seite dominieren die Berner Alpen mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau den Horizont. Gegenüber, im Nordwesten, sind die langestreckten Gipfel des Juras nicht minder eindrücklich. Die Seenlandschaft dazwischen offeriert alles: Natur, spannende Städte und Dörfer, und zwischendurch auch stürmische Winde. 

YELLOW DONKEY und GREEN FROG sind im Juli 2018 wieder gemeinsam unterwegs. Diesmal starten wir in Solothurn. Zuerst geht es flussaufwärts die Aare hoch. 23 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Solothurn und der Schleuse Port, dem Pegelregulierwerk des Bielersees. Der Wasserweg ist deutlich länger und misst knapp 30 Kilometer. Die Aare mäandriert, erst ab Büren ist sie künstlich begradigt. Schneller als 15 km/h darf man auf der Aare nicht fahren. Wir sind somit mit unseren Gleitern die ersten paar Stunden im Verdrängermodus. 

Zum Einwassern nutzen wir die Bootsrampe beim Campingplatz in Solothurn (linkes Ufer). Sie ist mit einer Barriere gesperrt, die Schranke wird vom Personal des benachbarten Restaurants geöffnet, falls man die Gebühr von 10 Franken bezahlt. Für das Parkieren von Auto und Trailer offeriert der nahe Parkplatz des Freibads kostenlos genügend Freiraum (5 Minuten zu Fuss entfernt), mit Ausnahme an sommerlichen Wochenenden mit einem hohen Publikumsaufkommen.

1. Tag: Solothurn-La Neuville, 43 km

Um 10 Uhr sind wir startbereit, das erstemal geht es mit den neuen Evinrude-ETEC 30 PS auf grosse Fahrt. Das Speedlimit von 15 km/h ist echt ungünstig. YELLOW DONKEY schiebt eine riesige Welle vor sich her und der Bug zeigt steil nach oben. Entsprechend hoch ist der Treibstoffverbrauch. Kurz vor Biel sind die 12 Liter im Tank verbraten, genau, wir haben etwas vergessen, das Volltanken vor dem Start. Normalerweise schaffen wir mit einer Tankfüllung locker weit über 100 Kilometer. Zwischendurch reduzieren wir den Speed auf die Hälfte des Erlaubten. So ist es gemütlicher, und die schöne Landschaft lässt sich doppelt so lange geniessen. Der "Grüne Aff" macht in Altreu das tierische Trio mit grünem Frosch und gelbem Esel komplett. So heisst das Restaurant direkt am Aareufer (Anlegesteg markiert). Es ist ein herrlicher Platz zum Mittagessen. Unter riesigen Bäumen sind die Tische gedeckt. Auf den Nachbarsdächern klappern die Störche der Storchensiedlung Altreu. Wirklich ein wunderschöner Ort. 

Ab Büren an der Aare wird der Fluss zum Kanal. Mit der Juraseen-Gewässerkorrektion mutierten die drei Mittellandseen zum Hochwasser-Puffer und die Aare zum regulierten Gewässer mit kontrollierten Abflussmengen. Die Schleuse von Nidau-Port überbrückt das Regulierwehr. Wir passieren die Kammer ohne grosse Wartezeit und erhalten von der Schleusenwärterin interessante Informationen über das Bauwerk. Nun sind wir auf der Seehöhe des Bielersees. Unmittelbar nach der Schleuse biegen wir in die Zihl ein. Der schmale Fluss dient primär als Liegestelle für unzählige Kleinboote, gleichzeitig führt er mitten durch die Stadt. Bäume, alte Häuser und Villen säumen das Ufer, und dann öffnet sich die Zihl, wir sind auf dem See. 

Nun geht es schnell: GREEN FROG und YELLOW DONKEY gleiten an Twann und Ligerz vorbei. In Fahrtrichtung links schiebt sich die St.Petersinsel in den See, und schon nähern wir uns der Hafeneinfahrt von La Neuville. Ein Gästeplatz ist noch frei, das zweite Boot schieben wir in eine Lücke am Steg. Feierabend! Wir übernachten im Hotel Villa Carmen, einem ehemaligen Mädchenpensionat mit Seeblick, knarrenden Böden und grosszügigen Räumen. 

2. Tag: La Neuville-Neuenburg-La Neuville

Wir befinden uns in der Drei-Seen-Region und somit gehört ein Ausflug auf den Neuenburgersee zur Pflicht. Der Zihl-Kanal bringt uns dorthin, sehr gemütlich, da die Geschwindigkeit im Kanal auf 10 km/h beschränkt ist. Kurz vor Mittag überzieht sich der Himmel bereits mit einem diesigen Schleier und es riecht nach Gewitter. Der Neuenburgersee ist der grösste See der komplett in der Schweiz liegt, wir kommen uns ziemlich klein vor, voraus nur Wasser bis zum Horizont. Wir entscheiden uns für die Stadt Neuenburg als Ziel, der Plotter hilft uns auf den richtigen Kurs. Im Stadthafen gibt es gut geschützte Passanten-Gästeplätze, unmittelbar vor dem Musée d'Art et d'Histoire. Wir spazieren vorbei, doch ein freundlicher Mann spricht uns an und motiviert uns für einen Besuch des Kunstmuseums. Der Rundgang lohnt sich echt. Besonders spannend: der schreibende Schreibautomat, eine mechanische Puppe, die mit Füllfeder Texte verfasst, oder die musizierende Dame, eine Roboterin, deren Finger die Tasten eines Klaviers bearbeiten. 

Nach der Kultur die Kulinarik: Wir kaufen in der Altstadt ein und geniessen danach den Apéro im Stadtpark. Zurück nach La Neuville geht es wieder durch den Zihl-Kanal. An dessen endet bietet sich die Bucht südöstlich des Wellenbrechers für einen Badestopp an. Wir sind nicht allein, aber wir sind die Kleinsten, inmitten einer Flottille von beachtlichen Motor- und Segelyachten. Wir werfen Anker auf Sand im hüftiefen Wasser und testen den "Tender" von GREEN FROG, ein aufblasbares SUP.

Auf der Jurakette sind die grauen Wolken unterdessen schwarz geworden und in der Ferne rumpelt es schon mächtig. Einige der Yachten ziehen sich vor der anrückenden Gewitterfront zurück, andere bleiben. Die lokalen Wetterkenner sind sich offenbar uneinig. Wir wählen die vorsichtige Variante und machen wieder im Stadthafen von La Neuville fest. Eine Stunde später regnet es ziemlich heftig. Egal, wir haben auf der Terasse am See (Hotel Jean-Jacques Rousseau) einen trocknenen Platz zum Abendessen gefunden.   

3. Tag: La Neuville-St.Petersinsel-Solothurn

Die Reise nähert sich schon wieder ihrem Ende zu, ein herrlicher Sommertag steht bevor. Quer über den spiegelglatten See gleiten wir nach Erlach. Ziel Nummer 1 ist die Tankstelle der Faul-Werft. Wir kommen uns wieder ziemlich klein vor, auch was das Tanken angeht. Vor uns hat gerade ein Motorbootbesitzer fast 1000 Liter Benzin gebunkert, und wir stehen nun mit unseren 22-Liter-Plastik-Tanks an der Zapfsäule. Die Chefin persönlich nimmt sich uns an und schmunzelt nur, sympathisch, guter Service.

Durch den schmalen Kanal, der die St-Petersinsel vom Festland trennt, wechseln wir ins südöstliche Becken des Bielersees. In der Mitte der St.Petersinsel lassen wir den Anker fallen. Blaues Wasser, weisser Sand, ein herrlicher Badeplatz. In Anbetracht der bevorstehenden, dreistündigern Bummelfahrt aareabwärts bis Solothurn machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Heimweg. Kaum aus dem Windschatten der Insel, wechselt die Kulisse blitzartig. Am Ufer blinkt die Sturmwarnung im schnellen Takt und Böen stürzen vom Chasseral her auf den See. Das Wasser ist aufgewühlt und die Wellen zeigen Schaumkronen. Es rüttelt ziemlich heftig. YELLOW DONKEY mit seinem V-Rumpf verträgt das Geholper besser als der flache Doppelrumpf von GREEN FROG. Dieser fliegt und knallt über die Wellen, wir hüpfen. Der Spuk ist schnell vorbei. Wir biegen in den Schleusenkanal ein, und alles ist wieder ruhig. Gemütlich dümpeln wir die Aare hinab und nehmen in Büren an der Aare noch ein Kühles. Dann sind wir schon wieder in Solothurn an der Sliprampe des Campingplatzes.

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